Der Hopi Indianer Georg Pooley schnitzt Kachina Figuren in Oberhausen
Im Oktober 1993 war zur Eröffnung unseres Indian Corner Rio Grande in Bochum und Oberhausen der Künstler und Kachina Schnitzer Georg Pooley mit seiner Frau zu Besuch. Pooley stellte besondere Stücke seiner Arbeit in einer vielbeachteten Ausstellung des Indian Corner „Kunst und Kunsthandwerk der Pueblo und Navajo Indianer des Südwestens der USA“ in der Stadtsparkasse Bochum aus und schnitzte vor Ort in der Ausstellungshalle und in unseren Geschäften seine Kachina Figuren. Die lebendige Begegnung mit Georg und seiner Frau Betthy gewährte einen kleinen aber authentischen Einblick in das Leben und die Kultur der Hopi. Der inzwischen verstorbene Georg Pooley, der als einer der besten Kachina Schnitzer seiner Heimat galt, hatte in seinem Stamm einen religiösen Status. Seine Figuren unterliegen strengen religiös bestimmten Gestaltungsnormen.
Was sind Kachinas?
Die von Georg Pooley hergestellten Figuren werden ausschließlich aus dem natürlich anfallenden Wurzelholz des sogenannten Baumwollbaumes, einer Pappelart geschnitzt. Sie sind faszinierende kleine Abbilder der wirklichen Kachinas, die im Zentrum des religiös-kulturellen Lebens der Hopis aber auch der anderen Pueblovölker des amerikanischen Südwestens stehen.
Nach mündlicher Überlieferung kamen die Kachinas als den Menschen wohlgesonnene Geistwesen einst aus einer Schattenwelt, die neben unserer wirklichen Welt existiert, auf die Erde. Sie repräsentieren die sichtbaren und unsichtbaren Kräfte der Natur, sie sind Geister der Liebe und des Zornes, des Mitleids und des Hasses, sie bringen den Regen und die Fruchtbarkeit. Als Mittler zwischen den Menschen und der Welt der Gottheiten wachen Sie mahnend aber auch strafend über die Einhaltung von Moral und frommen Lebensregeln.
Als Geistwesen sind Kachinas natürlich unsichtbar. Es bedarf einer ausgedehnten religiösen Zeremonie um sie den Stammesangehörigen lebendig vor Augen zu führen. Dazu treffen sich ausgewählte Männer zu einer tagelang andauernden Klausur in den Kulträumen der Kivas, in denen sie in einem Reinigungsritus den Geist jeweils einer Kachina annehmen. Nun treten sie als Kachina Tänzer, versehen mit den für jede Kachina typischen Attributen und Farben in Tänzen zur Winter und Sommersonnenwende auf. Mehr als 400 verschiedene Kachinas sind allein den Hopi Indianern bekannt. Die Kachina Figuren werden auch heute noch während der Tänze den Hopi Kindern geschenkt und sind somit ein elementarer Bestandteil des ausschließlich mündlich überlieferten Kachina Kultes.
Die von Pooley geschnitzten traditionellen Figuren spiegeln das Lebensgefühl seines Volkes, die enge Verwobenheit aller toten und lebenden Natur in der der Mensch nicht die Rolle des Beherrschers und Unterwerfers spielt sondern deren bescheidener Teil er ist. In diesem Weltverständnis wurzeln Stolz und Achtung vor der Mit-Natur. Es ist die Botschaft der Hopi, die sich mit vollem Recht auch „Hopithu – die Friedfertigen“ nennen.
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